Im Forum Tideelbe wird als eine Maßnahme der Tideanschluss der Alten Süderelbe untersucht. Hierbei wird geprüft, ob und wie die Alte Süderelbe durch eine kontrollierte Wiederanbindung an das Tidegeschehen einen Beitrag zur Dämpfung des Tidegeschehens in der Elbe leisten könnte und wie die Maßnahme technisch umgesetzt werden könnte. Außerdem wird untersucht, welche ökologischen Auswirkungen vor Ort zu erwarten wären und inwieweit vorhandene Nutzungen beeinträchtigt würden. Es werden dabei sechs Anschlussvarianten betrachtet:
AV 1: Einseitige Anbindung an das Köhlfleet (Errichtung eines Sperrwerks mit ca. 65 m Durchlassbreite im Bereich Storchennestsiel)
AV 1a: Anbindung an das Köhlfleet (wie AV 1) und zusätzlich Ausstrom ins Mühlenberger Loch über das vorhandene Verbindungsgewässer und ein neu zu errichtendes Auslassbauwerk am Neuenfelder Schleusenfleet
AV 2: Anbindung an das Köhlfleet (wie AV 1) und ans Mühlenberger Loch (Ausstrom über einen Düker 4 x DN 450 unterhalb der Airbus Start- und Landebahn)
AV 3: Anbindung an das Köhlfleet und ans Mühlenberger Loch (wie AV 2) sowie an die Süderelbe südlich des Terminals Altenwerder (Kastenprofil im Bereich Erdwall Altenwerder mit einer Sohlbreite von 25 m, Anschlussbreite an der Süderelbe ca. 25 m)
AV 3a: Anbindung an das Köhlfleet und ans Mühlenberger Loch (wie AV 2) sowie an die Süderelbe südlich des Terminals Altenwerder (Trapezprofil im Bereich Erdwall Altenwerder 1:3 geböscht, Sohlbreite 28 m, Anschlussbreite an der Süderelbe ca. 65 m)
AV 4: Anbindung an das Köhlfleet (wie AV 1), an das Neuenfelder Schleusenfleet via vorhandenes Verbindungsgewässer und an die Süderelbe über das Altenwerder Kirchtal und die Bullerrinne (Anschlussbreite an der Süderelbe ≤ 5 m)
Das Gutachter-Konsortium für die Machbarkeitsstudie zur Alten Süderelbe setzt sich aus vier Gutachter-Büros/Instituten zusammen:
- Projektmanagement: ReGe Hamburg – Projekt-Realisierungsgesellschaft mBH
- Hydrologie: Bundesanstalt für Wasserbau
- Ökologie: BioConsult Schuchardt & Scholle GbR
- Wasserwirtschaft: Ingenieurbüro BWS GmbH – Boden Wasser Water Soil
- Technische Machbarkeit: FWT Fichtner Water & Transportation GmbH
- Stakeholder-Analyse: Büro Planung & Moderation
Welche Themen werden untersucht?
- Deichsicherheit und Hochwasserschutz
- Ent- und Bewässerung des Hinterlandes
- Belange des Obstanbaus
- Eigentumsbetroffenheiten
- Uferstabilität bei veränderlichen Wasserständen
- Funktion der Alten Süderelbe als Erholungsraum und bedeutendes Angelrevier
- Grundwasserstände und mögliche Beeinträchtigungen
- Mögliche Auswirkungen auf Bauwerke und Nutzungen
- Sedimenteintrag aus der Stromelbe in die Alte Süderelbe
- Berücksichtigung technischer und planerischer Randbedingungen, z.B. Deponie Francop, Airbus-Landebahn, Hafenbahn, Autobahn A7, Erdwall Altenwerder
- Veränderung bestehender Biotope/Artenzusammensetzung
Beim Tideanschluss Alte Süderelbe werden derzeit alle sechs Anbindungsvarianten nach den gleichen Kriterien (Auswirkungen auf die Tidedynamik in der Elbe, ökologische Auswirkungen, bautechnische Erfordernisse sowie Realisierbarkeit) untersucht. Ausgehend von einem Ein- und Ausschwingen einer vollen Tide (Sperrwasserstand 2,50m NHN) mit einem Tidenhub von rd. 3,60 m (Scheitelwasserstände zwischen +2,10m NHN und -1,50m NHN) wurden bereits umfassende Daten zusammengetragen und analysiert sowie Gespräche mit Anrainern vor Ort und relevanten Interessengruppen geführt. Auf Basis dieser Gespräche, fachlicher Überlegungen sowie der Ergebnisse der Diskussion in der Arbeitsgruppe werden die betrachteten Anschlussvarianten fundiert ausgearbeitet und bewertet.
In der aktuellen Bearbeitungsphase der Machbarkeitsstudie werden die hydrologischen Auswirkungen aller betrachteten Anschlussvarianten auf das Tidegeschehen von der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) – abgestützt auf hydronumerische Berechnungen - eingeschätzt. Ebenso werden für alle Anschlussvarianten die ökologischen Veränderungen gegenüber dem Ist-Zustand, die Auswirkungen auf bestehende Nutzungen und der mit den einzelnen Anschlussszenarien verbundene technische Aufwand geprüft und eingeschätzt.
Die vorläufigen Ergebnisse dieser Studien werden in der Arbeitsgruppe Hamburg, in der auch die örtlichen Interessen repräsentiert sind, diskutiert und bewertet. Aufbauend auf den Ergebnissen der Studien und einem in der Arbeitsgruppe entwickelten Meinungsbild erfolgt eine übergreifende Bewertung und Empfehlung seitens des Gutachter-Teams.
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie werden im Sommer 2020 vorliegen und durch die Gremien des Forum Tideelbe bewertet werden. Anhand der Machbarkeitsstudien zu allen im Forum Tideelbe aktuell etrachteten Maßnahmen soll der Lenkungskreis anschließend Empfehlungen an Politik und Verwaltungen formulieren. Diese sollen in einem Ergebnisbericht zusammengefasst und im Herbst 2020 der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.